Die Magie des Wozu

„Was machen wir denn, wenn das Daily eher eine Berichterstattung ist?“

Ihr sprecht am besten über das Wozu.

„Was machen wir, wenn die Retros irgendwie zäh sind und das Team keine Lust darauf hat?“

Ihr sprecht am besten über das Wozu.

„Was machen wir denn, wenn es sich irgendwie so anfühlt, als würden wir halt Scrum machen, aber so richtig Agilität leben wir nicht?“

Ihr sprecht am besten über das Wozu.

„Und was mache ich als Coach, wenn ich keinen richtigen Auftrag habe?“

Ihr sprecht am besten über das Wozu.

„Was machen wir, wenn das Board nicht gepflegt wird?“

Ihr sprecht am besten über das Wozu.


Die Frage nach dem „Wozu?“, dem „Zweck“, dem „Was wollt ihr denn erreichen?“ ist aus meiner Erfahrung eine elementarste Frage. Wenn sie beantwortet ist, beantworten sich das „Was“ und „Wie“ meist von selbst.

Wenn ein Daily einem Rapport gleicht und die Beteiligten nur Bericht erstatten, dann scheinen diese den Zweck dieses Termins unterschiedlich zu verstehen.

Wenn die Retros zäh sind und niemand mehr Lust hat, dann werden sie nicht als sinnhaft wahrgenommen — der Zweck ist nicht klar.

Wenn Scrum-Rituale und Artefakte irgendwie eingeführt und durchgeführt werden, aber sich sonst nichts ändert, dann wird Scrum wegen Scrum gemacht. Das Wozu fehlt.

Wenn der Auftrag eines Coaches im Unternehmen nicht geklärt ist, dann fehlt die Antwort auf die Frage: Was soll eigentlich erreicht werden? (Und die fehlt dann vermutlich nicht nur dem Coach).

Wenn ein Board vorhanden ist, aber nicht gepflegt und genutzt wird, dann ist der Zweck dieses Boards nicht klar. Oder aber, es erfüllt den vorgesehenen Zweck nicht.


Die Frage nach dem Wozu kann dabei helfen Ziele von Maßnahmen zu unterscheiden

Natürlich schließt sich der Beantwortung des “Wozu” immer ein Gespräch an, in dem erörtert wird, woran es möglicherweise zusätzlich hakt. Aber ohne zuvor das “Wozu” zu beantworten, sind diese Gespräch meist wenig erfolgreich.

Methoden fungieren als Vehikel. So auch Scrum als Framework. Es versucht nichts anderes, als die agilen Prinzipien zum Leben zu erwecken. Niemand ist agil, nur weil er agil sein will. Eine Methode einzuführen ist eine Maßnahme, kein Ziel. Und deshalb ist die allererste Frage: Was wollt ihr denn erreichen? Wozu wollt ihr etwas tun? Dann darf das „Was“ und „Wie“ auch neu gedacht werden — vielleicht ist das Daily einfach nicht die richtige Antwort auf die Frage.


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Confirmation Bias und Konflikte

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Psychologische Sicherheit — mehr als nur ein Schlagwort