Delegation Poker richtig anwenden: häufige Fehler und wie du sie vermeidest

Delegation Poker wirkt auf den ersten Blick spielerisch, entfaltet in Teams jedoch eine bemerkenswerte Tiefe. Die Methode macht sichtbar, wie Entscheidungen tatsächlich getroffen werden, welche Verantwortung eine Führungskraft wirklich abgeben möchte und an welchen Stellen unausgesprochene Erwartungen im Weg stehen. Gerade deshalb lohnt es sich, den Einsatz bewusst zu gestalten und die typischen Stolperstellen zu kennen, die in der Praxis immer wieder auftauchen.

Warum Delegation Poker Wirkung zeigt

Delegation entsteht selten durch eine einzelne Absprache. Sie entwickelt sich im Zusammenspiel aus Orientierung, Vertrauen und den situativen Notwendigkeiten des Alltags. Delegation Poker schafft dafür einen Rahmen, der nicht nur zeigt, wie Entscheidungen idealerweise getroffen werden sollen, sondern auch offenlegt, wo Wahrnehmungen voneinander abweichen. Diese Transparenz ist häufig der Moment, in dem Teams beginnen, stabiler zusammenzuarbeiten, weil ein gemeinsames Verständnis von Verantwortung entsteht.

Der Ablauf – einfach, aber nicht banal

Auch wenn die Methode niedrigschwellig wirkt, entfaltet sie ihre Wirkung vor allem dann, wenn sie konsequent auf konkrete Situationen angewendet wird. Abstrakte Beispiele bleiben meist vage und führen selten zu tragfähigen Vereinbarungen. Deshalb arbeite ich fast immer mit einer präzisen Liste von Entscheidungssituationen, die im Alltag des Teams tatsächlich vorkommen.

  • Eine konkrete Entscheidung benennen, die im Team regelmäßig auftritt.

  • Jede Person wählt verdeckt eine Karte, die den gewünschten Delegationsgrad ausdrückt.

  • Alle Karten gleichzeitig aufdecken, ohne sie direkt zu diskutieren.

  • Unterschiede wahrnehmen und zunächst äußern sich die Personen, mit der größten Differenz zu ihrer Wahl

  • anschließend wählen alle eine neue Karte. Abhängig vom Ergebnis gibt es nun zwei Varianten:

    • es wird sich schnell und pragmatisch auf einen Delegationsgrad geeinigt, weil Einigkeit herrscht oder die Differenzen minimal sind.

    • es braucht ein erneutes Gespräch und die offene: Wie wollt ihr damit nun umgehen?

Dieser Ablauf wirkt unspektakulär, ist aber entscheidend für die Qualität des Gesprächs. Die Gleichzeitigkeit des Aufdeckens zeigt oft überraschend schnell, wie weit Einschätzungen auseinanderliegen und genau dort beginnt die eigentliche Arbeit.

Häufige Fehler und warum sie die Wirkung mindern

Grafik mit Text zu Delegation Poker und einem Icon von vier Personen am Tisch; unten ein Fotoausschnitt mit Timer und schreibender Person.

Ein häufiger Fehler besteht darin, mit unscharfen Fragestellungen zu arbeiten. Sobald die Entscheidungssituation unklar bleibt, rutschen Teams leicht in Grundsatzdiskussionen, die kaum Bezug zum Alltag haben. Das nimmt der Methode ihre Struktur.

Ebenfalls verbreitet ist die schnelle Einigung auf einen Mittelweg, der zwar Zeit spart, aber selten zu einem echten Verständnis führt. Die Stärke von Delegation Poker liegt darin, die Hintergründe hinter den Karten sichtbar zu machen: Warum bevorzugen manche eine enge Begleitung? Warum wünschen sich andere ein hohes Maß an Autonomie? Erst diese Einblicke ermöglichen Vereinbarungen, die später im Alltag tragen.

Dazu kommt ein dritter Punkt: Delegation Poker einmal durchzuführen und es anschließend als abgeschlossen zu betrachten. Delegation verändert sich – mit der Reife eines Teams, neuen Rahmenbedingungen oder wachsenden Anforderungen. Eine einzelne Session bildet diese Dynamik nicht ab.

Was hilft, damit Delegation Poker wirklich wirksam wird

Gute Anwendung bedeutet vor allem, einen Rahmen zu schaffen, in dem Erwartungen offen ausgesprochen werden können. Delegation Poker ist kein Rollenspiel, sondern eine strukturierte Form der Klärung. Entscheidend ist, den Blick auf das zu lenken, was im Alltag tatsächlich passiert, und die Gründe hinter den unterschiedlichen Einschätzungen sichtbar zu machen.

Gerade an dieser Stelle zeigt sich oft, wie anspruchsvoll es ist, Entscheidungsrunden gut zu moderieren und die dahinterliegenden Erwartungen präzise herauszuarbeiten. Viele Fachrollen begleiten solche Gespräche regelmäßig, ohne dafür ein wirkliches methodisches Fundament zu haben.


Wenn du deine Kompetenz in der Moderation von Entscheidungsprozessen vertiefen möchtest, könnte das Training „Entscheiden im Team“ hilfreich sein. Dort geht es darum, Entscheidungslogiken sichtbar zu machen, Diskussionen zu strukturieren und Teams sicher durch anspruchsvolle Entscheidungssituationen zu führen – eine Fähigkeit, die auch Delegation Poker spürbar wirksamer macht.


Hilfreich ist außerdem, die getroffenen Vereinbarungen nach einigen Wochen kurz zu überprüfen. Delegation ist ein Prozess, kein Zustand. Oft genügen kleine Anpassungen, um den vereinbarten Entscheidungsspielraum an die aktuelle Situation anzupassen.

Reflexionsfragen für den nächsten Einsatz

Nach einer Session helfen drei Fragen weiter: Was hat mich überrascht? Welche Situationen sollten wir enger begleiten? Und wo haben wir genügend Stabilität, um weiter zu delegieren? Diese Fragen halten das Thema präsent, ohne es unnötig groß zu machen.


Delegation Poker versucht Delegationsgrade transparent zu machen. Es berücksichtigt nicht, wie ein Team eine gemeinsame Entscheidung trifft und gleichzeitig schaut es nur auf die Perspektive: Führungskraft — Team. Wenn du Entscheidungsprozesse noch transparenter und klarer machen möchtest, kann das Entscheidungspoker dabei helfen. Es ergänzt das Delegation Poker um weitere Delegationsgrade auf der Teamebene.

Wenn ihr eure Entscheidungsprozesse im Team reflektieren möchtet, dann meldet euch gern für einen individuellen Teamworkshop zum Thema: Entscheidungen im Team treffen.

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