Tschüs 2025!

Letztes Jahr habe ich den Jahreswechsel ziemlich zelebriert. Dieses Mal ist eher ein unspektakulärer Moment, bei dem ich die Hand von der Tastatur nehme, natürlich ein paar Tage frei mache und schaue, wie das Jahr dann eigentlich so war. Am liebsten ist es mir ja immer, wenn ich ein Jahr in ein einzige stimmiges Bild gießen könnte. Aber so ist das ja nicht. So ein Jahr ist ein ganz schön langer Zeitraum mit vielen Facetten. 2025 war freundlich und fordernd, leicht und zäh, überraschend und eindeutig, manchmal alles in derselben Woche. Für mich war 2025 tatsächlich das schlechteste Jahr der Selbstständigkeit. Keine Katastrophe, aber wenn ich auf die anderen Jahre zurück schaue, gab es definitiv mehr fordernde als freundliche Zeiten im Jahr.

2025 in Zahlen

Die reine Aufteilung meiner Arbeitszeit ist immer ein guter Startpunkt, um das Jahr zu verstehen: 28 % Termine, 22 % Office, 27 % Marketing, 12 % Vor- und Nachbereitung und 11 % Reisezeit. Auf dem Papier ist das erstmal unauffällig und doch auch sehr nah an den Zahlen von 2024. Letztlich aber habe ich schon im Laufe des Jahres festgestellt, das a) die Kategorien so nicht mehr passen und b) es definitiv zu wenige Termine waren. Ich bin nur ein halber Schreibtisch-Mensch. Alles rund um Contentproduktion und Officetätigkeiten macht mir solange Spaß, wie es auch den Gegenpol Vorbereitung und Durchführung von Trainings und Workshops gibt. Ist der Gegenpol zu klein, werden auch diese Aufgaben weniger angenehm. Von den Nackenschmerzen, die ich von zu viel Schreibtischarbeit bekomme mal abgesehen. Hinzukommt a) die Kategorien passen nicht mehr. Marketing z.B. ist als Kategorie ein riesiger Container, der alles umfasst, was irgendwie nach Sichtbarkeit aussieht. Deshalb möchte ich 2026 mit einer feineren Struktur beginnen. Die neuen Kategorien – Office, Termine, Content, Website, Produkte, Akquise, Vor + Nach sowie Reisezeit – sollen mir helfen zu erkennen, wo meine Tage eigentlich hinwandern. Ich erwarte nicht, dass sie sich exakt einhalten lassen, aber ich möchte früh merken, wann ich abdrifte, wann ich mich verzettele und wann ich mich an der richtigen Stelle bewege. Vielleicht eine Art leiser Jahresbegleiter, der mich daran erinnert, nicht alles gleichzeitig zu tun (und nicht zu viele Dinge gleichzeitig anzufangen…).

Details & Insights

Inhaltlich war 2025 vielseitig, manchmal mit Ansage, manchmal eher aus Zufall. Ich habe eine Fortbildung im pferdegestützten Coaching absolviert und es geschafft nicht direkt ein Angebot draus zu stricken. Vielleicht kommt das in 2026, aber ich bin mir da noch gar nicht sicher. Das hat gar nichts mit dem Format selbst zu tun: Die Fortbildung war toll, ich bin davon überzeugt, dass pferdegestütztes Coaching super hilfreich ist und Spaß hat es auch gemacht, sondern eher mit Rahmenbedingungen. Ich habe nur ein Pony und keinen eigenen Stall, da gibt es einfach begrenzte Möglichkeiten in Sachen Publikumsverkehr.

Auch habe ich mir in 2025 einen Shootingtag für Website und Social Media gegönnt und das war wiederum ein kleiner Ausflug in das, was man „sichtbare Professionalität“ nennen könnte. Er hat mich gezwungen, meine eigenen Vorstellungen davon ein wenig zu dehnen. Ich schwanke beim Blick auf Fotos traditionell zwischen „Das bin ich“ und „Warum genau mache ich das beruflich?“. Unterm Strich war es gut – und anstrengend –, aber notwendig, um mein Außenbild zu schärfen. Die Fotos sind mittlerweile ein täglicher Begleiter und ich habe eher das Gefühl als brauche ich in 2026 noch mehr davon.

Wirtschaftlich war 2025 ein Jahr mit Ecken und Kanten. Einige Projekte starteten später als geplant, andere gar nicht. Nichts davon dramatisch, aber klar genug, um aufmerksam zu werden. Ich wurde quasi freundlich, aber vehement darauf hingewiesen, dass meine Aufstellung an einigen Stellen überarbeitet werden darf. Solche Hinweise kommen selten im passenden Moment, aber sie sind meistens lohnend, wenn man ihnen Raum gibt.

Seit September arbeite ich außerdem wieder alleine. Meine Mitarbeiterin im Backoffice konnte in ihrer Hauptstelle aufstocken, was für sie genau richtig war und für mich durchaus eine Umstellung bedeutet hat. Bestimmte Aufgaben wandern seitdem wieder zu mir zurück. Überraschenderweise macht mir vieles davon tatsächlich Spaß (siehe oben). Backoffice-Arbeit hat eine Klarheit und Geradlinigkeit, die im Coaching selten vorkommt. Man kann Dinge einfach abhaken. Sehr beruhigend.

Abgleich mit meinen Vorhaben

Für 2025 hatte ich natürlich ein paar Ziele definiert: beruflich, wie privat.

Mit dem Pony wollte ich verschiedene Übungen erarbeiten. Das Pony war allerdings im Sommer so krank, dass sich bestimmte Pläne aufgelöst haben. Was geblieben ist: das Kommen auf Pfiff, das inzwischen in etwa achtzig Prozent der Fälle funktioniert und eine neue Übung, die ich spontan integriert habe: neben mir einparken, wenn ich “Taxi” sage. Manchmal macht Entwicklung eben Umwege und kommt trotzdem an einem guten Ort an. Das ist schon okay so.

Ich wollte in 2025 einen Durchgang der agile Coach Ausbildung durchführen. Das hat im Prinzip geklappt, wenn auch in kompakterer Form als ich es mir vor einem Jahr vorgestellt hatte. Die kompakte Online-Variante, die ich 2025 testen wollte, blieb hingegen unangetastet. Nicht, weil ich sie vergessen hätte, sondern weil das Jahr dafür schlicht nicht gemacht war.

Mein Ziel, täglich fünf Minuten zu lesen, ging ganz gut — zumindest am Anfang des Jahres. Der Sommer hat die Routine ein wenig aussetzen lassen, der Herbst sie wieder angekurbelt. Letztlich habe ich trotzdem 30 Bücher gelesen und wieder gelernt, wie sehr mir lesen dabei hilft auch nach einem Workshop einmal wieder in Ruhe bei mir anzukommen. Der eine terminfreie Tag pro Woche blieb dagegen eher ein Ideal als eine tatsächliche Serie. Aber er hat mir gezeigt, wie eng manche Wochen gestrickt waren. Und mein geplantes dreiwöchiges Urlaubsfenster hat sich in mehrere kurze Pausen verwandelt, vor allem beeinflusst durch das Pony, das in diesem Jahr eben einen eigenen Rhythmus vorgegeben hat.

Das jährliche Update zum Studium

Die Bachelorthesis sollte eigentlich im April fertig sein. Stattdessen war ich 2025 zwischenzeitlich kurz vorm Abbruch. Heute bin ich wieder optimistisch. Drei Prüfungsleistungen und die Thesis stehen noch aus und ich kann mir vorstellen, Ende Q1 2026 tatsächlich fertig zu sein. Dieser Gedanke war im Sommer noch weit weg, jetzt ist er greifbar. Und ich freu mich wirklich darauf, wenn ich das Ding nicht mehr in die Jahresreflexion schreiben muss. Ihr auch, oder?

Ein Danke

Bevor ich zum Ausblick komme, möchte ich mich bedanken: bei dir, die*der du diesen Newsletter liest. Viele von euch kenne ich persönlich, andere nur über Texte, wieder andere vielleicht noch gar nicht. Ein großer Teil meiner Arbeit entsteht über Weiterempfehlungen, über Menschen, die sagen „Frag doch mal Julia“, über Hinweise in Meetings oder kleine Gespräche, die manchmal mehr Wirkung haben als große Marketingmaßnahmen. Ich bin ein kleines Unternehmen und lebe genau davon. Dieses Netzwerk trägt mich und ich brauche es auch für 2026. Danke dafür.

Was 2025 für mein Portfolio bedeutet

Die Erfahrungen dieses Jahres haben mir deutlich gemacht, wie sehr ein fokussiertes Portfolio eine Arbeit nach außen greifbar macht. Ich wollte kein Sammelsurium an Workshops, sondern Formate, die irgendwie zusammenpassen, ohne sich gegenseitig zu verwässern. 2025 habe ich deshalb vier neue Angebote entwickelt, die in 2026 dann erstmals starten:

Coaching-Skills kompakt richtet sich an Menschen, die Coaching nicht als großes Werkzeug verstehen müssen, sondern als Haltung, die im Alltag spürbar wird. Es geht um systemische Fragen, Mini-Interventionen und den Mut, im Gespräch wirklich zuzuhören und nicht darum, vollständige Coachingprozesse abzubilden. Viele, die keine „klassische“ Coachingrolle und/oder -ausbildung haben, wünschen sich genau diese Art von Handwerkszeug, und dieses Training ist die Antwort darauf.

Entscheiden im Team ist entstanden, weil Entscheidungsprozesse oft der Moment sind, in dem Teams merken, wie unterschiedlich ihre Vorstellungen von Zusammenarbeit eigentlich sind. Dieses Format macht sichtbar, wie Entscheidungen getroffen werden, welche Muster dabei wirken und wie Teams zu klareren, tragfähigeren Entscheidungswegen finden, ohne sich in endlosen Diskussionen zu verlieren.

Konflikte im Team richtet sich Personen, die in ihrer Rolle immer wieder mit Spannungen, unausgesprochenen Erwartungen oder schwelenden Konflikten zu tun haben. Im Training geht es darum, Konflikte nicht als Störfaktor zu betrachten, sondern als Informationsquelle, die zeigt, wo Zusammenarbeit ins Stocken geraten ist. Die Teilnehmenden lernen, wie man Konfliktmuster früh erkennt, wie man Anzeichen richtig einordnet und wie man Gespräche so moderiert, dass sie nicht eskalieren, aber auch nicht weichgezeichnet werden. Im Kern geht es um eine professionelle Haltung: weder harmoniesüchtig noch konfrontativ, sondern klar, ruhig und handhabbar.

Facilitation Basics richtet sich an Menschen, die Workshops, Meetings oder Gruppenprozesse gestalten und eine Rolle finden möchten, die Orientierung gibt, ohne den Raum zu dominieren. Es geht um Klarheit, Struktur und die Fähigkeit, Gruppenprozesse so zu begleiten, dass sie sich inhaltlich entfalten können – ein Thema, das in vielen Organisationen unterschätzt wird, obwohl es für gute Zusammenarbeit essenziell ist.

Diese vier Formate bilden für 2026 die Basis meines Weiterbildungsangebots. Sie sind neu und müssen sich erst im echten Alltag beweisen, aber sie haben eine klare Linie: Sie greifen genau jene Themen auf, die in Unternehmen immer wieder auftauchen, auch wenn die Bezeichnungen unterschiedlich sind: Entscheidungen, Konflikte, Moderation und Coachingkompetenz im Kleinen. Und ich freue mich wirklich darauf, sie im kommenden Jahr durchzuführen. Vielleicht bist du ja auch dabei?

Ausblick auf 2026

Für mich gilt jetzt erstmal: Kopf aus und Schokolade rein, bevor es in 2026 weitergeht. Ich mag ja diesen Jahreswechsel-Spirit und trotzdem soll 2026 jetzt kein lauter Neustart werden, sondern eher eine bewusste Fortsetzung dessen, was ich in den letzten Jahren angestoßen und gemacht habe. Ich wünsche mir Klarheit, wenig Aktionismus, eine angemessene Struktur. Und nebenbei ein Portfolio, das nicht nur „irgendwie mich“ zeigt, sondern deutlich macht, welche Art von Begleitung ich anbiete und warum. Vielleicht sehen wir uns ja in 2026. Ich fänds gut.

Zurück
Zurück

Wenn Gespräche nicht weiterführen – warum Coaching-Kompetenz heute in vielen Rollen unverzichtbar wird

Weiter
Weiter

Wenn Meetings schwierig werden – warum Facilitation heute zum Arbeitsalltag gehört